Wenn Unternehmen Chemikalien entsorgen müssen, stehen sie nicht selten vor Herausforderungen. Eine fachgerechte Handhabung der Stoffe ist nicht nur aus Umwelt- und Gesundheitsgründen nötig, sondern auch, um gesetzliche Vorschriften einzuhalten.
Was ist eine Chemikalie?
Als Chemikalie wird ein Stoff oder ein Stoffgemisch mit spezifischen physikalischen und chemischen Eigenschaften bezeichnet. Diese können natürlichen Ursprungs sein oder synthetisch hergestellt werden.
Eingesetzt werden Chemikalien in nahezu allen Lebensbereichen, beispielsweise in der Landwirtschaft, der Industrie, in Laboren oder auch im Haushalt. Die Eigenschaften einer Chemikalie bestimmen ihre Anwendung, aber auch ihre möglichen Gefahren für Menschen und Umwelt. Daher unterliegt sowohl ihre Anwendung als auch ihre Entsorgung strengen gesetzlichen Vorschriften.
Welche Stoffe zählen als Gefahrstoffe?
Gruppe | Beispiele |
---|---|
Säuren und Laugen | Schwefelsäure, Natronlauge |
Lösungsmittel | Aceton, Benzin, Ethanol |
Farben und Lacke | Wandfarben, Lacke |
Pflanzenschutzmittel | Insektizide, Fungizide |
Reinigungsmittel | Chlorreiniger, Abflussreiniger |
Medikamente | abgelaufene Arzneimittel, Antibiotika |
Wie müssen Chemikalien entsorgt werden?
Die fachgerechte und richtige Entsorgung von Chemikalien hängt zum einen davon ab, ob sie in einem Unternehmen oder im Privatbereich anfallen, denn Unternehmen unterliegen unter anderem aufgrund der anfallenden Menge strengeren Vorschriften als Privathaushalte.
Unabhängig vom Ursprung der Chemikalien ist eine ordnungsgemäße Trennung nach Gefahrenklassen wichtig. Giftige, entzündliche oder umweltgefährdende Stoffe dürfen nicht vermischt oder in ungeeigneten Behältern aufbewahrt werden, da dies zu chemischen Reaktionen oder Umweltbelastungen führen kann.
Chemikalien entsorgen in Unternehmen
In Betrieben anfallende Chemikalien müssen entsprechend ihrer Gefährlichkeit getrennt, sicher aufbewahrt und über ein zertifiziertes Entsorgungsunternehmen entsorgt werden. Dies gilt sowohl für Produktionsrückstände und Altchemikalien als auch für nicht mehr benötigte Stoffe aus Laboren und Werkstätten. Die Einstufung erfolgt gemäß der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) und der Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV), die detaillierte Vorgaben zur Klassifizierung und Dokumentation machen. Zudem muss jedes Unternehmen ein Abfallregister führen und so stets die fachgerechte Entsorgung nachweisen können.
Ferner sind Unternehmen, die mit Chemikalien arbeiten, dazu verpflichtet, sicherzustellen, dass die Mitarbeiter, die mit diesen in Berührung kommen, entsprechend geschult sind und die geltenden Sicherheitsvorschriften kennen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kennzeichnungspflicht der Chemikalien anhand der Sicherheitsdatenblätter, um Fehlentsorgungen zu vermeiden.

Chemikalien entsorgen im Privathaushalt
Privathaushalte dürfen bestimmte Chemikalien über den regulären Hausmüll oder spezielle Schadstoffsammelstellen wie beispielsweise dem Umweltmobil entsorgen. Wichtig ist hierbei die Einhaltung der kommunalen Vorgabe, da die Entsorgungsregelungen je nach Region variieren können.
Die auf der Verpackung angegebenen Hinweise zur Entsorgung verschiedener Haushaltschemikalien müssen stets befolgt werden.
Welche Chemikalien werden wie entsorgt?
Chemikalienart | Entsorgung | Beispiel |
---|---|---|
Wasserlösliche Farben | Hausmüll | Dispersionsfarben |
Verdünnte Reinigungsmittel | Hausmüll | Allzweckreiniger |
Medikamentenreste | Apotheke oder Schadstoffsammelstelle | abgelaufene Medikamente |
Pflanzenschutzmittel | Schadstoffsammelstelle | Insektizide, Herbizide |
Lösungsmittel | Schadstoffsammelstelle | Aceton, Terpentin |
Batterien | Rückgabestelle | Haushaltsbatterien, Akkus |
Motoröl | Wertstoffhof | Altöl aus Fahrzeugen |
Spraydosen mit Restinhalt | Schadstoffsammelstelle | Lack- oder Haarspraydosen |
Desinfektionsmittel | Schadstoffsammelstelle | Alkoholhaltige Reiniger |
Fotochemikalien | Schadstoffsammelstelle | Entwicklerflüssigkeiten |
Für gefährliche Haushaltsabfälle (Schadstoffsammelstelle) bieten die meisten Städte und Kommunen spezielle Annahmestellen oder regelmäßige Sammeltermine an, bei denen die Abfälle fachgerecht abgegeben werden können.
Besonders wichtig ist es, Chemikalien niemals in die Kanalisation oder den normalen Restmüll zu geben, wenn sie umwelt- oder gesundheitsgefährdend sind. Lösungsmittelreste, Pestizide oder aggressive Reinigungsmittel können schon in kleinsten Mengen erhebliche Schäden in den Kläranlagen verursachen und dürfen keinesfalls in die Umwelt gelangen. Dort gefährden sie das Leben von Pflanzen und Tieren und können sich im Boden sowie im Grundwasser anreichern.
Chemikalien entsorgen - Gesetzliche Vorgaben
Die Entsorgung chemischer Stoffe unterliegt zahlreichen gesetzlichen Bestimmungen, die mit ihren Regelungen die Gesundheit der Umwelt und der Menschen sicherstellen sollen und sowohl Unternehmen als auch Privathaushalte betreffen.
Die Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV)
Die AVV klassifiziert Abfälle u. a. nach ihrer Gefährlichkeit. Unternehmen müssen chemische Abfälle entsprechend katalogisieren und nachweisen, wie sie entsorgt wurden. Die AVV enthält einen detaillierten Katalog, indem alle Abfallarten mit sechsstelligen Abfallschlüsseln aufgeführt sind. Chemikalienabfälle müssen nach diesen Schlüsseln klassifiziert werden.
Das Chemikaliengesetz (ChemG)
Das Chemikaliengesetz dient dem Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit vor den Risiken chemischer Stoffe und setzt wesentliche europäische Regelungen wie die REACH-Verordnung (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) in nationales Recht um.
Besonders relevante und für viele Unternehmen geltende Paragrafen zur Entsorgung sind:
§ 3 Begriffsbestimmungen: Definiert zentrale Begriffe wie gefährliche Stoffe, Zubereitungen und Erzeugnisse und legt damit die Grundlage für die rechtliche Einstufung von Chemikalien.
§ 17 Beschränkungen und Verbote: Bestimmte gefährliche Chemikalien unterliegen Einschränkungen oder dürfen nur unter speziellen Bedingungen entsorgt werden.
§ 21 Überwachung und Kontrolle: Behörden haben das Recht, Unternehmen auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zur Chemikalienentsorgung zu kontrollieren.
§ 22 Informationspflichten: Unternehmen sind verpflichtet, über die Eigenschaften von Chemikalien sowie deren sichere Entsorgung zu informieren.
§§ 26 und 27 Straf- und Bußgeldvorschriften: Verstöße gegen die Vorschriften zur sicheren Entsorgung von Chemikalien können mit Bußgeldern oder Strafen geahndet werden.
Die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV)
Die Gefahrstoffverordnung regelt den Umgang mit gefährlichen Stoffen in Betrieben. Sie legt Anforderungen an Kennzeichnung, Aufbewahrung und Transport fest und verpflichtet Unternehmen, Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Umwelt zu ergreifen.
Die GefStoffV enthält zahlreiche Vorschriften, die Unternehmen im Umgang mit chemischen Stoffen beachten müssen.
Besonders relevante und für viele Unternehmen geltende Paragrafen sind:
- § 6 Gefährdungsbeurteilung: Unternehmen müssen eine Gefährdungsbeurteilung durchführen, um Risiken durch den Umgang mit gefährlichen Stoffen zu identifizieren. Dazu gehört auch die Bewertung der Entsorgung chemischer Abfälle.
- § 7 Grundpflichten: Arbeitgeber sind verpflichtet, Maßnahmen zur sicheren Handhabung und Entsorgung von Gefahrstoffen zu treffen, um Gesundheits- und Umweltrisiken zu minimieren.
- §§ 8-10 Schutzmaßnahmen: Die Verordnung unterscheidet zwischen technischen, organisatorischen und persönlichen Schutzmaßnahmen. Dazu gehört auch die sachgerechte Entsorgung von Chemikalien durch zugelassene Entsorgungsunternehmen.
- §§ 16-17 Verbote und Beschränkungen: Bestimmte gefährliche Chemikalien dürfen nicht verwendet oder müssen unter speziellen Bedingungen entsorgt werden.
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG)
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz bildet die Grundlage für die Abfallentsorgung in Deutschland und setzt die europäische Abfallrahmenrichtlinie um. Es legt fest, dass Abfälle vorrangig vermieden, wiederverwendet oder recycelt werden sollen, bevor eine endgültige Entsorgung erfolgt und so eine nachhaltige Ressourcennutzung und eine Reduktion der Umweltbelastung gewährleistet werden.
Regelungen zur Entsorgung von Chemikalien in Unternehmen im KrWG:
- § 6 Abfallhierarchie: Unternehmen müssen Chemikalienabfälle vorrangig vermeiden oder wiederverwenden, bevor eine Entsorgung erfolgt. Erst, wenn keine anderen Optionen bestehen, ist eine Beseitigung zulässig.
- §§ 7-8 Grundpflichten und Verwertung: Unternehmen müssen prüfen, ob Chemikalienabfälle in spezialisierte Recyclingprozesse einfließen können, bevor sie entsorgt werden.
- § 9 Getrennte Sammlung: Chemikalien müssen nach Gefährlichkeitsmerkmalen getrennt gesammelt werden, um eine sichere Entsorgung oder Wiederverwertung zu ermöglichen.
- § 17 Überlassungspflichten: Gefährliche Abfälle dürfen nur von zertifizierten Entsorgungsunternehmen entsorgt werden.
- §§ 49-52 Nachweis- und Registerpflichten: Unternehmen, die gefährliche Abfälle wie Chemikalien entsorgen, sind verpflichtet, dies zu dokumentieren. Dazu gehören Abfallbilanzen, Entsorgungsnachweise und Register über die Abfallmengen.
Chemikalien richtig aufbewahren
Die sichere Aufbewahrung der Chemikalien vor der Entsorgung ist essenziell, um Umwelt- und Gesundheitsrisiken zu minimieren.

Grundregeln für die Aufbewahrung:
- Getrennte Lagerung: Chemikalien müssen nach ihren Eigenschaften getrennt aufbewahrt werden. Beispielsweise sollten brennbare Stoffe nicht in der Nähe von oxidierenden oder reaktiven Chemikalien aufbewahrt werden.
- Sichere Behälter: Die Aufbewahrung muss in dafür vorgesehenen, beschrifteten und sicheren Behältern erfolgen. Leicht flüchtige oder stark riechende Chemikalien sollten in luftdichten Behältern aufbewahrt werden.
- Kennzeichnung: Alle Chemikalien müssen mit ihren entsprechenden Gefahrensymbolen und einer deutlichen Beschriftung versehen sein.
- Belüftung: Chemikalienlager müssen ausreichend belüftet sein, um eine Anreicherung von Dämpfen zu verhindern.
- Zugänglichkeit und Notfallmaßnahmen: Aufbewahrungsbereiche sollten für unbefugte Personen unzugänglich sein. Zusätzlich müssen Notfallmaßnahmen wie Feuerlöscher, Absorptionsmittel für Leckagen und Schutzkleidung vorhanden sein.
- Temperaturkontrolle: Einige Chemikalien müssen bei bestimmten Temperaturen aufbewahrt werden, um ihre Stabilität zu gewährleisten und gefährliche Reaktionen zu vermeiden.
Eigenschaft | Beispiel | Lagerungshinweis |
Entzündlich | Benzin, Ethanol | In feuerfesten, kühlen und gut belüfteten Räumen lagern. Offene Flammen vermeiden. |
Ätzend | Salzsäure, Natronlauge | In dichten Kunststoffbehältern aufbewahren, Berührung mit Metallen vermeiden. |
Giftig | Pestizide, Lösungsmittel | In verschlossenen Schränken |
Reaktiv | Wasserstoffperoxid, Peroxide | Von anderen Stoffen getrennt halten, direkte Sonneneinstrahlung vermeiden. |
Oxidierend | Kaliumpermanganat, Salpetersäure | Getrennt von brennbaren Stoffen aufbewahren, Funkenquellen vermeiden. |
Druckgas | Propangasflaschen, Sauerstoffflaschen | In gut belüfteten Bereichen lagern, auf sicheren Stand achten. |
Lösungsmittel | Aceton, Terpentin | In dicht verschlossenen Behältern lagern, vor Hitze schützen. |
Fazit:
Die fachgerechte Entsorgung von Chemikalien ist für Unternehmen essenziell, um Umwelt- und Gesundheitsrisiken zu minimieren sowie gesetzliche Vorschriften einzuhalten.
Mit unserer umfassenden Beratungsdienstleistung unterstützen wir Unternehmen dabei, die gesetzlichen Vorgaben rund um das Thema Chemikalien entsorgen umzusetzen.